Sonntag der Weltkirche: „Meine Hoffnung, sie gilt dir“
Schleichende Klimaveränderungen betreffen uns alle, doch was, wenn der steigende Meeresspiegel die eigene Heimat zu verschlingen droht? Wenn Salzwasser ins Landesinnere vordringt und Nutzpflanzen sowie Trinkwasservorräte zerstört?
Schwerpunkt der Solidaritätsaktion zum diesjährigen Sonntag der Weltmission ist eine Region, die besonders von den Folgen des Klimawandels betroffen ist: Die pazifische Inselwelt rund um Papua- Neuguinea, das Papst Franzikus im September besucht hat.
„Meine Hoffnung, sie gilt dir“. Das Leitmotiv der diesjährigen Aktion ist ein Vers aus dem Psalm 39. Dieser Psalm über die Vergänglichkeit des Menschen erinnert daran, wie kostbar das Leben ist. Er drückt die Hoffnung aus, dass aus der Verzweiflung Verwandlung werde, weil Gott in der Verzweiflung gegenwärtig ist.
Frauen in Ozeanien füllen das Psalmwort mit Leben, zeigen, was der Hoffnungsgrund Gott bewirken kann. Denn: Wie könnten sie sich - ohne Hoffnung - den Widrigkeiten in ihrem Leben entgegenstellen? Woher nehmen sie die Entschiedenheit, über die Gewalt in ihrem Leben zu sprechen und gemeinsam Auswege zu suchen, wenn nicht aus der Hoffnung? Woher nehmen sie die Geduld, mit dem Pflanzen von Magrovenwäldern die bedrohten Inseln zu stabilisieren, wenn nicht aus der Hoffnung? Hier wird die Hoffnung im wahrsten Sinne des Wortes zu festem Grund unter den Füßen. Und die Hoffnung wird zum Anfang der Solidarität. Die Frauen in Ozeanien schließen sich zusammen und organisieren sich. In solidarischer Gemeinschaft wird ihre Hoffnung schon ein bisschen erfüllt. Meine Hoffnung, sie gilt dir.
Am Sonntag der Weltmission steht das gemeinsame Handeln für christliche Solidarität weltweit im Mittelpunkt. Wir erinnern uns daran, dass wir als Weltkirche über Landesgrenzen hinweg verbunden sind und füreinander sorgen sollen. So soll nach Papst Franziskus der Weltmissionssonntag wie „ein kleines Pfingstfest im Herbst“ gefeiert werden.
Wenn die Frauen auf den pazifischen Inseln gegen die allgegenwärtige Gewalt und geschlechtsspezifische Diskriminierung kämpfen und sich für die Bewahrung der Schöpfung sowie für ein friedliches Zusammenleben einsetzen, geht das auch uns etwas an. Die Erde gehört uns allen. Mit vielen Menschen überall auf der Welt wollen wir sie schützen und bewahren, wir zusammen in der Einen Welt. Und deshalb ist es gut, wenn wir voneinander wissen, uns solidarisieren über Ozeane und Kontinente hinweg, wenn wir einander unterstützen und füreinander beten.
Der Oktober ist eine besondere Zeit: eine Zeit des Wandels, wenn das Wetter kühler wird und der Sommer sich mit reichen Gaben verabschiedet. Eine Zeit des Innehaltens, der Dankbarkeit und der Neuorientierung. Spüren wir die Sorge der Menschen um eine bedrohte Heimat und den Mut und die Hoffnung, in eine ungewisse Zukunft aufzubrechen. Lassen wir uns berühren und bewegen - zum Staunen, Bangen, Wagen und Hoffen.
„Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern. Aber du kannst starten, wo du bist, und das Ende verändern“ (C.S. Lewis). Die Menschen in Ozeanien leben aus der Hoffnung auf Gott - und geben Hoffnung, weil sie zeigen, was der Glaube an Gott bewirken kann. Lassen wir uns von ihrer Hoffnung anstecken. Verbinden wir uns in Gebet und Gabe mit den Menschen, die unter den Folgen des Klimawandels leiden, und mit denen, die das tun, was ihnen möglich ist, um die Schöpfung und das Leben in ihr zu bewahren. Zeigen wir unsere Solidarität im Glauben: „Meine Hoffnung, sie gilt dir“.
Heribert Kaufmann